Wenn die Karriere stagniert – so kommst du wieder in Bewegung
- Nico Gersdorff
- 5. Nov.
- 4 Min. Lesezeit

Manchmal läuft im Job alles nach Plan – und trotzdem fühlt es sich nicht mehr richtig an. Die Aufgaben sind bekannt, die Meetings vorhersehbar, die Energie fehlt. Viele Berufstätige erleben genau das nach einigen Jahren in derselben Rolle: Sie sind erfolgreich, aber innerlich ausgebrannt oder gelangweilt.
Inhalt:
Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Signal.Oft bedeutet Stillstand, dass du deiner aktuellen Rolle entwachsen bist. Deine Fähigkeiten, Interessen oder Werte haben sich verändert – das Umfeld aber nicht.Die entscheidende Frage lautet dann nicht: „Was läuft falsch?“,sondern: „Was will sich verändern?“
Zwei Beispiele - Wege aus dem Stillstand
Anna – die Teamleiterin, die Routine hinter sich ließ
Anna, 38, arbeitete seit Jahren im Marketing eines großen Unternehmens. Ihr Team lief gut, erfolgreiche Projekte – aber sie merkte: Sie lernte nichts Neues mehr.Sie überlegte, den Job zu wechseln, spricht aber zuerst mit einem Coach. Der riet ihr, herauszufinden, was ihr eigentlich fehlt. Drei Wochen lang notierte Anna, welche Aufgaben sie beflügeln und welche sie bremsen. Das Ergebnis überraschte sie: Sie liebt Strategie, aber nicht mehr das operative Tagesgeschäft. Mit dieser Erkenntnis schlug sie ihrem Vorgesetzten vor, ein neues Digitalprojekt zu übernehmen – mit Fokus auf Markenstrategie. Drei Monate später hatte sie wieder das Gefühl, dazuzulernen. Ihr Umfeld war dasselbe – aber ihr Spielfeld hat sich erweitert. David – der Ingenieur, der seine Erfahrung neu erzählte
David, 45, Ingenieur im Mittelmanagement, hatte genug von Prozessoptimierungen. Er wollte „etwas Sinnvolles“ tun, wußte aber nicht, was das genau heißen soll.Statt sofort zu kündigen, besucht er eine Weiterbildung zu Führen in Veränderungsprozessen. Dort merkte er: Seine Stärke liegt nicht in der Technik, sondern in der Art, wie er Menschen durch Wandel begleitet. Als in seinem Unternehmen ein Nachhaltigkeitsprojekt startete, positionierte er sich als „Ingenieur mit Fokus auf Prozesse und Menschen, die sich im Wandel befinden“ – eine Kombination seiner bisherigen Erfahrung mit einem neuen Thema. Das Projekt wurde ein Erfolg – und David fand eine berufliche Aufgabe, die Sinn und Kompetenz verbindet.
Was du aus diesen Geschichten mitnehmen kannst
Anna und David haben etwas gemeinsam: Sie haben nicht den radikalen Bruch gesucht, sondern ihre Geschichte neu erzählt. Sie haben erkannt, dass Stagnation kein Stillstand der Person ist, sondern ein Stillstand des Rahmens.Beide haben innegehalten, reflektiert und dann ihre Erfahrung strategisch neu ausgerichtet.
Klarheit statt Aktionismus
Viele Menschen wechseln zu früh den Job, ohne zu verstehen, was sie eigentlich suchen. Das Ergebnis: Das gleiche Gefühl in einem neuen Büro. Wie Anna zeigt, beginnt Veränderung mit Selbstbeobachtung. Frag dich:
Welche Aufgaben geben mir Energie?
Wo lerne ich Neues – und wo wiederhole ich nur?
Was motiviert mich heute wirklich?
Diese Fragen schaffen das Fundament für den nächsten Schritt – ganz gleich, ob du im Unternehmen bleibst oder dich neu orientierst.
Übersetze, was du kannst
Jede Karriere enthält übertragbare Erfahrungen – fachlich, sozial, menschlich. Führung, Kommunikation, Krisenbewältigung, Teamarbeit – all das sind Kompetenzen, die in vielen Branchen gefragt sind.
👉 Der Schlüssel liegt darin, deine bisherigen Erfahrungen neu zu rahmen.
David hat nicht gesagt: „Ich will raus aus der Technik.“ Er hat gesagt: „Ich nutze mein Ingenieurwissen, um nachhaltige Prozesse zu gestalten und Menschen im Wandel zu begleiten.“ Er hat seine Stärken nicht verleugnet, sondern neu kontextualisiert – und wurde dadurch glaubwürdig.
👉 Die Kunst liegt darin, nicht als „Quereinsteiger:in“ aufzutreten, sondern als Brückenbauer:in zwischen Erfahrung und Zukunft.
Positioniere dich aus der Stärke
Wenn du dich beruflich verändern willst, sprich nicht darüber, was du nicht mehr willst – sondern darüber, was du einbringen kannst. Selbst wenn du den Fokus änderst, bleibt dein bisheriger Weg dein stärkstes Argument.
Statt zu sagen: „Ich möchte etwas Neues ausprobieren“,sag lieber:„Ich möchte meine Erfahrung aus X künftig nutzen, um Y voranzubringen.“ Diese Sprache macht dich anschlussfähig – für neue Aufgaben, Branchen oder Positionen.'
Bewegung entsteht durch Dialog
Niemand löst Stagnation allein. Gespräche öffnen Türen – mit Kolleg:innen, Mentor:innen oder Coaches. Anna hat ihr Digitalprojekt erst umgesetzt, nachdem sie mit ihrem Chef über ihre Ideen gesprochen hat. David wurde erst sichtbar, als er seine neue Positionierung klar kommunizierte.
👉 Sprich über das, was dich interessiert – nicht nur über das, was du tust.Genau das zieht Chancen an.
Abstand schafft Überblick
Wenn sich alles festgefahren anfühlt, hilft manchmal nur eines: kurz auf Pause drücken. Das kann ein Coaching sein, ein Sabbatical oder einfach zwei Tage Abstand. Distanz schafft Raum für neue Perspektiven.
Stillstand im Außen ist oft das Symptom einer inneren Unklarheit.Sobald du wieder erkennst, was dich wirklich antreibt, findest du Wege, das auch im Beruf umzusetzen.
Fazit: Deine Erfahrung ist dein Sprungbrett
Ob du wie Anna innerhalb deines Unternehmens neue Wege findest oder wie David eine neue Richtung einschlägst – du startest nie bei null. Du startest mit allem, was du gelernt, erlebt und gemeistert hast.
Jede Station, jedes Projekt, jede Herausforderung hat dir Fähigkeiten gegeben, die übertragbar sind. Die Kunst liegt darin, sie sichtbar zu machen – mit der richtigen Positionierung, Strategie und Argumentation.
Wenn du das Gefühl hast, du bist bereit für den nächsten Schritt,dann brauchst du keinen kompletten Neuanfang –du brauchst Klarheit über dein Profil und eine Geschichte, die in die Zukunft weist.
Vielleicht ahnst du, dass dein beruflicher Weg eine neue Richtung braucht – aber noch nicht, welche. In meinem Coaching begleite ich Menschen genau in dieser Phase: Wir analysieren deine Erfahrungen, erkennen, was dich ausmacht, und entwickeln gemeinsam eine klare Positionierung für deine nächste berufliche Station.
Denn Karriere ist kein Zufall. Sie ist Gestaltung – und sie beginnt dort, wo du wieder anfängst, dich zu bewegen.







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